Pinzgauer Jungzüchtertag

von raum51 (Kommentare: 0)

Kaum zählbar war die Schar an interessierten Züchterfamilien, die am letzten Oktobersonntag nicht nur Anlauf auf das Zentrum des Oberpinzgaus, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch in jenes der Pinzgauerzucht gemacht haben!

Scharler, Löschenbrand

Schon die Ankunft am Löschenbrandhof ließ einen Ausnahme-Sonntag vermuten, trafen die ersten Besucher bereits 40 Minuten vor dem eigentlichen Treffpunkt ein. Dass die Pünktlichen hier klar im Vorteil waren, zeigte sich beim Eintreten in den Stall, als den Besuchern eine auf Hochglanz gebrachte Kuhherde das erste große Staunen entlockte. Seit 2015 bewirtschaften Eva und Christoph den Löschenbrandhof mit einem Rinderbestand von rund 30 reinrassigen Tieren, Noriker Pferden und einer kontinuierlich wachsenden Tauernschecken-Herde. Die hervorragende Qualität der neunköpfigen Kuhherde spiegelt sich nicht nur in den zahlrechen Schauerfolgen der letzten Jahre, sondern ist auch im Alltag auf den ersten Blick unverkennbar.

Höttl, Obermühle

Wie mit einfachsten Mitteln Gutes gelingen kann, beweist der Blick in den Stall des Obermühlbauern, wo quasi aus der Not eine Tugend gemacht wurde. Große Probleme mit dem Rücken zwangen Josef Höttl zur Umstellung seiner Arbeitsweise und so entschloss er sich, den Almhüttenbau 2008 als Laufstall zu fertigen. Es dauerte nur zwei Jahre, bis die Arbeitserleichterung auch im Tal Einzug hielt und der begnadete Handwerker den im Jahr 1965 gebauten Anbindestall kostengünstig zum Laufstall adapierte.

"So wenig ich als Tischer schlecht funktionierende Sägen gebrauchen kann, so gut kann ich als Bauer auf unschöne Euter verzichten", verriet Sepp Höttl seine züchterische Visionen, die sich nicht nur in guten Fundamenten, sondern eben auch in ansprechenden Euteranlagen wiederfinden. Den größeren Platzbedarf der Kühe macht der Oberkrenmooshof in Niedernsill als Partnerbetrieb wett, wo jährlich 12 Jungkalbinnen ins Winterquartier ausweichen und beste Betreuung erfahren dürfen. Sepp Höttl versäumte es nicht, seiner Mama Anni größtes Lob auszusprechen, die als große Seele des Hofes jeden Tag die erste und letzte ist und während seiner Umschulung zum Lehrer an der LFS Bruck größtmögliche Unterstützung bot.

Entsprechender Platz wird am Obermühlgut seit jeher den Norikern eingeräumt und seit wenigen Jahren haben auch die Tauernschecken Einzug gefunden.

Riedlsberger, Stockerhaid

Für viele besser bekannt als Sonnberghof trohnt das bekannte Wellnesshotel am Mittersiller Sonnberg und hat sich dort zu einer beliebten Destination für Erholungssuchende etabliert. Was neben der Landwirtschaft "Stockerhaid" 1966 als einfacher Gasthof der Familie Holzer begonnen wurde, zeigt sich nunmehr in einem Viersternhotel mit 84 Gästebetten und großem Wellnessbereich. Mit der Heirat von Christine und Franz Riedlsberger (vom Peilberghof) kam nicht nur ein Vollblutbauer zum Stockerhaidgut, sondern zudem ein begnadeter Zimmerer, dessen Fähigkeiten sich bei jeder Erweiterung des Hotel- und Gastbetriebes als unverzichtbar erwiesen. Um den biologischen Anforderungen gerecht zu bleiben und arbeitstechnische Vorteile zu schaffen, wurde 2016 in das jüngste Projekt - einen Laufstall für die knapp 40köpfige reinrassige Rinderherde - investiert.

Nach der genauen Inspektion des gelungenen Stallbaues mit seinem qualitätsvollen "Inventar" wartete in der Gaststube des Sonnberghofes eine wärmende Stärkung, schließlich sollte man für ein verheißungsvolles Nachmittagsprogramm entsprechend gerüstet sein...

Innerhofer, Einödberg

Wohl niemand, der sich in den letzten Jahren mit der Pinzgauer Rasse auseinandergesetzt hat, wird um die Namen Innerhofer oder Einödberg umhingekommen sein. Beim Eintreten in den Stall der Familie Innerhofer wird sichtbar, was man unter züchterischen Fähigkeiten in Kombination mit enormen Fleiß und der nötigen Konsequenz verstehen kann.

Was hier 37 Reinzuchtkühe (und ein paar weitere, optische "Ausreißerinnen") an Qualität und Schönheit repräsentieren, ringt wohl jedem praktizierenden Bauern Respekt und Anerkennung ab und demonstriert unverkennbar das Zuchtziel der Pinzgauer-Rasse.

Betriebsführer Gerhard Innerhofer verwies in seiner Vorstellung auf die wichtigsten Komponenten des Einödberghofes - seine Familie, die ihn bei der Arbeit unterstütze und die berühmte "D-Linie", auf die der Großteil seiner Herde aufgebaut ist.

"Sollte jemand mehr über mich und meinem Betrieb wissen wollen, wären sämtliche betriebliche und private Informationen über das Internet zu erfahren. Schließlich hat mich kürzlich Marlene Berger ausgiebig ausgefratschelt", meinte der Einödberger, der um einen Spruch bekanntlich nie zu verlegen sein scheint;)!   -> Betriebsreportage Einödberg

Der Sinn für Schönheit und Außergewöhnliches spiegelt sich am Einödberghof in vielerlei Hinsicht - so bildet nicht nur das altehrwürdige Schloss mit dem neuerbauten Bauernhaus eine formschöne Kombination, auch der Blick dahinter, wo sich seltenes Hörnervieh wie Aosta-Ziegen und Steinwild in geeigneter Umgebung verbirgt, sorgt für Faszination und Bewunderung.

Blaickner, Einöd

"So wie mein Vater schon immer reinrassig gezüchtet hat, so führen wir es fort", meinte Matthias Blaickner in der Vorstellung des Einödhofes, der für seine formatstarke Qualitätszucht seit eh und je bekannt ist. Im Jahr 2000 erfolgte die Erweiterung des Stalles für die damals noch gehörnte Herde und wenn es heute vielleicht die Entscheidung zum Laufstall sein würde, so bietet die helle und freie Atmosphäre den 18 Kühen sichtliches Wohlgefühl und einen bequemen Ausgleich zum Sommerprogamm auf der Sauersteinalm im Hollersbachtal.

Was am Löschenbrandhof seinen Anfang nahm, durfte am Einödhof ein beeindruckendes Ende nehmen - die gelebte Gastfreundschaft der fünf besuchten Betriebe sichert den Züchterfamilien dank des Tourismus nicht nur ein fixes Standbein, sondern zeigte sich im Besonderen in der Begegnung mit dem schier nicht enden wollenden Besucherstrom.

Mit großer Selbstverständlichkeit und ehrlicher Sympathie wurden nicht nur viele Türen und Tore geöffnet, sondern mehr als 170 Personen mit hausgemachten Köstlichkeiten verwöhnt und umsorgt!

Für dieses besondere Gefühl des Willkommenseins und der spürbaren Gemeinschaft von Gleichgesinnten und Freunden dürfen wir uns an dieser Stelle von ganzen Herzen bedanken.

Die nur schwer zu beschreibenden Eindrücke, die auf den Betrieben der Familien Scharler, Höttl, Riedlsberger, Innerhofer und Blaickner gewonnen werden konnten, verdienen höchste Anerkennung und eine große Danksagung!

Schließlich kann sich eine Rasse nur weiterentwickeln, indem es Züchter gibt, die sich manchen Wirrnissen und Strömungen klar entgegenstellen und mit großem Können, enormen Fleiß und der nötigen Konsequenz erfolgreiche Zuchtarbeit leisten - Gratulation dazu!

Autorin: Christina Sendlhofer

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