Jungzüchterprofi - Von der Schlachtung bis zur Vermarktung
von Johanna Prodinger (Kommentare: 0)
Das Jungzüchterprofi Modul 6 mit Fokus der Fleischrinderproduktion und Mutterkuhhaltung standen von 11. bis 12. Jänner 2019 im Zeichen der Schlachtkörperklassifizierung und des aktuellen Vermarktungsgeschehens in Österreich.
Von der Anlieferung bis zur Klassifizierung
Ing. Manfred Roitner, Geschäftsführer der Servicestelle für Tierproduktion in Niederösterreich Ges. m.b.H, gab Einblick in eines der führenden Fleischversorgungsunternehmen in Österreich. Von der Ankunft der Rinder bis zur Fleischklassifizierung konnten alle einzelnen Schritte besichtigt und besprochen werden. Der Schwerpunkt lag in der Schlachtkörperklassifizierung. Im Unternehmen GRANDits in Rupprechtshofen hatten die Jungzüchter/innen die Chance bei der Klassifizierung zuzusehen und für sich selbst zu bewerten, ob man zum gleichen Ergebnis kommt.
Für die Klassifizierung ist es wichtig zu wissen, dass die Teile Knöpfel, Rücken und Schulter jeweils einzeln nach dem EUROP-System bewertet werden. Besonders Aufschlussreich stellte Herr Roitner das Konstrukt der Österreichischen Fleisch Kontrolle dar und berichtete, dass es alleine in Österreich 65 Markenprogramme für Rindfleisch gibt. Landwirt/innen können nach der Schlachtung unter www.oefk.at einsehen, wie ihre Tiere klassifiziert wurden und im Zweifelsfall mit der ÖFK in Kontakt treten.
Entwicklung der Qualitätsfleischprogramme - Risiken und Chancen
DI Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind, präsentierte einen Überblick über die Tätigkeiten der Rinderbörsen sowie der Schlachtrinderverteilung der letzten Jahre. Mit einem Selbstversorgungsgrad von 145% beim Rindfleisch ist der Export ein wichtiger Faktor. Dennoch spielen in der Absatzverteilung der Lebensmitteleinzelhandel sowie die Gastronomie bzw. Großküchen wichtige Standbeine für den österreichischen Rindfleischmarkt. Den Jungzüchter/innen wurde bewusst, wie wichtig die Transparenz der Qualitäts- und Herkunftsbezeichnung ist, um den Konsument/innen mehr Bewusstsein zu vermitteln.
Aktuelle Trends bei Fleischprodukten
Der Frischfleischkonsum in Industrieländern sinkt, dennoch steigt der Außer-Haus-Verzehr und die Bedeutung der emotionalen Aspekte. Dr. Rudolf Stückler, Produktmanager Fleisch und Fleischwaren der AMA-Marketing, zeigte auf, dass die Verbrauchsausgaben der Österreicher/innen für Ernährung (inkl. Cafés und Restaurants) von 33% (1964) auf 19% (2015) zurückgegangen sind. Die Jungzüchter/innen stehen vor einer großen Herausforderung, den Konsument/innen von Bewusstsein beim Fleischkonsum – bzw. kauf zu vermitteln.
Vielseitige Betriebe verbinden Theorie und Praxis
Ein großer Dank gilt den Familien Sieder in St. Pölten sowie der Familie Seiberl in Kochholz, welche den Jungzüchter/innen Einblick in ihre Landwirtschaft gaben. Beide Betriebe bewirtschaften einen kleinen Familienbetrieb mit Fleischrindern und vermarkten diese direkt ab Hof. Die Vermarktung von regionalem Rindfleisch mit hoher Qualität bietet den Konsument/innen erstklassige Fleischstücke und den direkten Kontakt zwischen Landwirt/innen und Konsument/innen für vermehrtes Bewusstsein der heimischen Lebensmittel.