Kärntner Jungzüchter blicken über die Grenzen

von Johanna Prodinger (Kommentare: 0)

Am Freitag den 14. Februar 2020 trafen sich über 30 top motivierte Kärntner Jungzüchterinnen und Jungzüchter und starteten ihre Reise nach Südtirol. Das erste Ziel im Programm war die Kärntnermilch in Spittal/Drau – ein regionales Unternehmen, von dem viele von uns Miteigentümer und Milchlieferanten sind.

Nach netten Begrüßungsworten, der Verkostung der verschiedenen Milchsorten und einem Einblick in die Geschichte des Verarbeitungsbetriebes, welchen es seit 1928 gibt und welcher über 2200 Mitglieder aufweist, führte uns der „Qualitätschef“ Kasmannhuber Franz und der Chef der Spezialmilch Dorner Michael durch die verschiedenen Bereiche des Betriebes. Wir hatten die Möglichkeit Labor, Qualitätskontrolle, Verpackung, Produktion und Lagerräume des Unternehmens zu besichtigen. Wir bekamen die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Produktion der weißen Palette bis hin zu Butter und Käse zu schauen. Täglich werden mehr als 380.000 kg Milch von uns Bäuerinnen und Bauern angeliefert und in Spittal verarbeitet.

Nach der Führung durch den Betrieb ging es mit einer Präsentation von aktuellen Themen durch den Obmann und die engagierten Vorstandsmitglieder Berger Roman und Schmölzer Hannes weiter. Die Wichtigkeit von regionalen Lebensmitteln in der Gastronomie, Produktqualität und Produktwertschätzung wurde angesprochen und wir hatten die Möglichkeit, brennende Fragen direkt an die Verantwortlichen zu richten. Zum Schluss wurde uns eine herrliche Verköstigung von den vielfältigen Käse- und Joghurtsorten und leckerer Milchkaffee mit der neuen Baristamilch angeboten.

Die Route führte die Jungzüchter weiter ins Ahrntal in Südtirol, wo sie den erfolgreichen Fleckviehzuchtbetrieb Gartner besichtigten. „Wir züchten mit Leidenschaft“, so begann Lukas Gartner, welcher uns durch den Betrieb führte, über den Hof zu berichten. Der Betrieb der Familie liegt auf 1200 m Seehöhe. Insgesamt stehen am Betrieb 60 Fleckviehtiere, wovon rund 25 extrem exterieurstarke Kühe täglich mit einem 5er Auto-Tandem Melkstand gemolken werden. Der Hof umfasst 25 ha Wiese und 18 ha Wald. Im Sommer kommt das Jungvieh und ein Teil der Kühe auf die hofeigene Alm.

Schon nach einigen Sätzen merkte man, dass die Züchter begeisterte und erfahrene Schaubeschicker sind. Sie sind stolz darauf, dass sie 6 Mal hintereinander den Landessieg in Südtirol stellen und nebenbei noch bei vielen weiteren Schauen erfolgreich teilnehmen konnten. Die Kühe der Familie sind sehr ausgeglichen und mit besten Eutern ausgestattet.

Als der Abend angebrochen war, checkten die Jungzüchter in ein Hotel in der Nähe ein. Und was macht man als Jungzüchter noch, wenn man schon einmal in Südtirol ist? Na klar, man trifft sich mit Jungzüchtern aus Südtirol und genießt den Abend.

Am nächsten Tag ging die Fahrt weiter nach Pfalzen, wo hinter die Kulissen des Holsteinzuchtbetriebs von Familie Oberhollenzer geschaut werden durfte. Auch dieser Betrieb liegt auf über 1200 m Seehöhe. Vor ca. 10 Jahren siedelte die Familie vom Dorf aufs „Land“ und seit dem stehen rund 120 Holsteintiere in ihrem Stall. Der Hof umfasst eine Fläche von 21 ha. Als der Betriebsleiter erzählte, dass er jeden Tag wegen der Milchabholung um 3 Uhr morgens mit dem Melken beginnt, blieb so manchen Jungzüchterinnen und Jungzüchtern der Mund offen. Auch hier verbringen die Tiere den Sommer auf der eigenen Alm. Der Betrieb von Familie Oberhollenzer ist für seine fundamentstarken und leistungsbetonten Kühe über die Grenzen von Südtirol hinaus bekannt.

Als die Familie über die Pacht-, Kraftfutter- und Milchpreise erzählte, merkten wir, dass alles deutlich teurer ist als bei uns in Kärnten. Wir genossen den Vormittag bei Sonnenschein auf der schönen Hofstelle und im Anschluss traten wir die Reise weiter nach Bozen an.

Nach den Tieren folgte der Wein. Am Rand von Bozen besichtigten die Jungzüchterinnen und Jungzüchter das Weingut von Familie Pichler. Der Messnerhof ist für seine qualitativ hochwertigen und biologisch angebauten Weine weit bekannt. Schon seit drei Generationen wird die Produktion von Wein mit ganzem Herzen gelebt. Das Weingut hat eine Fläche von 3ha – sehr kleinstrukturiert wie es in Südtirol üblich ist. Produziert werden Weiß- und Rotweine. Nach einer kleinen Runde durch den Weingarten und Keller konnten wir die Verkostung kam erwarten. Verkostet wurden insgesamt sechs Weinsorten, wovon jede ihren eigenen Geschmack und Typ hatte. Neben den Weinsorten werden auch Äpfel angebaut, die jedoch genossenschaftlich vermarktet werden. Hier konnte man erkennen welche Vorteile es hat, den Betrieb auf verschiedene Standbeine aufzubauen.

Nach einem unterhaltsamen Abend in Bozen wurde am Sonntagvormittag der Ausflug mit einer Stadtführung durch Bozen abgerundet. Auch wenn mehr als 73% der Bewohner italienisch sprechen gab es keine Sprachbarrieren.

Mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen sind unsere Kärntner Jungzüchter wieder unversehrt zu Hause angekommen. Wir bedanken uns bei allen Betrieben für die interessanten Einblicke und die informativen und netten Diskussionen und wünschen weiterhin viel Glück in Haus und Hof.

(c) Text: Stephanie Zarfl

(c) Bilder: Thomas Hecher

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